Thomas Schweizer Freitag, 25. April 2025 von Thomas Schweizer

Virginian EL-1A - Baufortschritt April 2

Das Gehäuse entsteht

Wenn der Rahmen fertig ist, die Achsen und Stangen montiert und nichts beim Rollen klemmt, dann ist für mich der befriedigendste Teil der Arbeit abgeschlossen. Das Gehäuse, das Dach und vor allem die Stromabnehmer sind nur noch Fleissarbeit. Ja, die Stromabnehmer deshalb, weil in Amerika die Spur 1 und da besonders E-Loks etwa so beliebt sind, wie ein Hexenschuss. Und folglich gibt es ausser Kadee-Kupplungen praktisch nichts an Zubehör zu kaufen. Und jeder, der selber baut, weiss, wie prikelnd es ist, einen Stromabnehmer bauen zu müssen…

Aber zuerst zum Gehäuse. Wenn man sich gut ausgeleuchtete Photos der EL-3A und der wenigen EL-1A anschaut, bemerkt man das verbeulte Blech der Kastenwände. Es waren Güterzugloks, die fernab in den Bergen ihre Arbeit verrichteten und nie in Personenbahnhöfe fuhren, wo man das vielleicht bemängelt hätte. Die Seitenwand ist aus 13 einzelnen Blechen zusammengenietet, die netterweise alle unterschiedliche Breite und Anordnung von Fenstern, Lüftungsgittern und Sandeinfüllstuzen haben. Ich habe mir die Arbeit etwas erleichtert, indem ich deren Breite auf ein Vielfaches von 2.5 mm gerundet habe. Da die Bleche auf Überlapp genietet waren, musste ich 0.2 mm dünne Bleche nehmen, wegen der Optik. 0.2 mm Blech erhält man nur in Ms63, was bedeutet, bei jedem Loch Brauen entfernen zu müssen, auch wenn der Bohrer in Ordnung ist. Ansonsten Fleissarbeit: Bei jedem Blech um die 50 0.4 mm Löcher bohren, Öffnungen für Fenster, Lüftungsgitter und Sandeinfüllstuzen ausfräsen und dann die einzelnen Bleche aneinadernieten mit 0.4 mm Nieten. Das ist eine schöne, ruhige Arbeit, die man mit der Kniehebelpresse abends bei Musik machen kann. Die Löcher müssen präzise platziert und dürfen nicht zu gross sein. Hochwertige Bohrer mit verdicktem Schaft sind hier ein Muss. Was man hier an Zeit und Sorgfalt investiert hat, zahlt sich beim Nieten aus, indem man die Nieten problemlos durch die beiden Bleche stecken kann und sich diese nach dem Verpressen nicht verziehen. Die 13 aneinandergenieteten Bleche einer Seitenwand sind eine ziemlich labbrige Angelegenheit. Gut, wird der Streifen am Schluss noch an ein 3x3 mm Winkelprofil genietet, zur Befestigung am Bodenblech. Jetzt zeigt sich, ob man genau gearbeitet hat! Immerhin sind es fast 200 Löcher, die mit den Blechen übereinstimmen müssen, sonst buckeln die. Damit es einem nicht zu wohl wird, hat das Winkelprofil (und natürlich auch die entsprechenden Bleche) noch zwei Kröpfungen drin, als Aussparung bei zwei Wartungsdeckeln über den Motorritzeln.

Erst mit dem fertigen Kasten habe ich die Lok erstmals über eine Weiche und meine 2.4 m Radius-Kurven schieben wollen. Und der Lohn für die ganze Arbeit? Die Lok klemmt! Originalplan heisst halt auch, dass das Modell nur Originalkurven durchfahren kann. Die Bergstrecke um Clark’s Gap in Virginia hatte engste Kurven von 12°, d.h. 146 m Radius. Das ist für eine Vollbahn sehr eng, aber in 1:32 immer noch 4.6 m, also rund das doppelte meiner Anlage… Was tun? Um die Lok kurvengängig zu machen, hätte ich die ganze Lastausgleichsmechanik und die aufwendige Zentriervorrichtung der Laufachsen ausbauen müssen. Dann wäre die Lok aber nicht mehr geführt und würde mit dem kurzen Radstand ein tolles Bild in den Kurven und Weichen abgeben. Ich hab alle vorhandenen Teile montiert und die Lok dann aufs Abstellgleis geschoben… Nächstes Projekt.